Warum weniger manchmal mehr ist und wie du mit Hausmitteln Grosses erreichen kannst.
Wenn es um Videoproduktionen geht, kommen schnell Bilder von riesigen Filmsets mit aufwändigem Kamerasetup, Lichtequipment und einem ganzen Team von Technikern und Zubehör in den Kopf. Doch braucht man für ein einfaches YouTube-Video, einen Firmenpodcast oder ein kurzes Social-Media-Format tatsächlich solch einen Aufwand? Die Antwort lautet: meist nein. Zwar ist professionelles Equipment in vielen Fällen hilfreich und beeindruckt Kunden oder Zuschauer, doch die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass es dank erschwinglicher Technik immer leichter wird, selbst mit einem kleinen Budget hochwertige Videos zu drehen. Entscheidend ist jedoch, ob du deine Idee – und das damit verbundene Ziel – mit dem vorhandenen Equipment auch so umsetzen kannst, wie du es dir vorstellst.
Wie die Technik einfacher und günstiger wurde
Noch vor 15 Jahren war es für semi-professionelle Filmemacher ein grösserer Aufwand, an eine Kamera mit guter Bildqualität zu kommen. Heutzutage besitzt ein durchschnittliches Smartphone eine Kamera, die Full-HD oder sogar 4K aufnehmen kann – mit integrierter Stabilisierung und Software, die auch bei wenig Licht immer bessere Ergebnisse liefert. Laut einem Bericht von “Videomaker” (2021) hat diese Entwicklung massgeblich mit der steigenden Nachfrage nach Videoinhalten für Social Media zu tun: Massenproduktion senkt die Preise und verbessert die Verfügbarkeit.
Nicht nur bei Kameras: Auch Mikrofone und Lichtquellen sind inzwischen günstig zu haben. Gute Lavalier-Mikrofone für Sprachaufnahmen kosten oft unter 50 Franken, LED-Panels oder einfache Softbox-Kits liegen ebenfalls in einem Bereich, der für viele Hobbyfilmemacher erschwinglich ist. Natürlich ist dann alles etwas kleiner und wackliger als man sich das vorgestellt hatte beim Kauf im online Shop.
Auf der anderen Seite wächst das Angebot an Profi-Equipment, das in puncto Qualität kaum Wünsche offenlässt. Zwischen High-End-Kameras und Einsteiger-Smartphones gibt es eine riesige Bandbreite, sodass im Prinzip jede und jeder das passende Set-up und Zubehör findet.
Professionelle Videokamera oder reicht doch das Smartphone?
1. YouTube-Videos
Viele erfolgreiche YouTuber*innen starteten einst mit einer einfachen Webcam oder dem Smartphone. Grosses Zubehör wird hier meistens erst später angeschafft und macht qualitativ kaum Unterschiede. Wer heute anfängt, kann sich mit wenig Equipment behelfen: ein Smartphone mit guter Kamera, ein simples Stativ und ein zumindest brauchbares Mikrofon, damit der Ton nicht scheppert. Meistens reicht eine grundlegende Ausrüstung aus. Ein bisschen Licht (Tageslicht oder günstige LED-Panels) genügt für ordentliche Ergebnisse zum Starten, wenn man weiss, wie man dieses einsetzt.
2. Firmenpodcasts & Produktpräsentationen
Hier ist die Tonqualität extrem wichtig. Ein externes Mikrofon (z. B. USB-Mikro oder Lavalier für Smartphone/Kamera) sollte deshalb auf der Liste stehen. Der Ton ist wichtiger als das Bild. Stell dir vor du schaust eine Wissenssendung ohne Ton (und ohne Untertitel), eben, das geht nicht, auch nicht mit schlechtem Ton. Aber die selbe Sendung im Radio mit gutem Ton aber ohne Bild funktioniert bestens wie der Erfolg von Podcast Apps beweist.
Wenn Produkte in Szene gesetzt werden, lohnt es sich, in eine bessere Beleuchtung zu investieren, damit Farben und Details richtig zur Geltung kommen.
3. Erklärvideos
Viele Unternehmen setzen auf Screenshots, Animationen oder einfache Zeichnungen (“Whiteboard”-Stil). Die Kamera spielt in solchen Fällen eine untergeordnete Rolle. Stattdessen benötigt man Programme, um Bildschirmaufnahmen zu machen, und eventuell ein Grafiktablett oder Software für Animationen. Wichtig bleibt, dass der Ton klar ist. Ein gutes Headset oder Ansteckmikrofon reicht oft schon aus.
4. Social-Media-Content
Hier kommt es häufig auf Schnelligkeit und Spontanität an. Wer tagesaktuell berichten möchte, sollte lieber leichtes und flexibles Equipment haben: ein Smartphone mit Gimbal (Stabilisator) und ein kleines, handliches Mikro. Hochwertige Studioausrüstung und Tonnen an Zubehör kann manchmal sogar hinderlich sein, wenn es schnell oder besonders unauffällig gehen muss.
• Vorteile:
- Mobilität: Du kannst überall drehen und schnell reagieren.
- Spontanität: Mit leichtem Gepäck fühlst du dich freier und arbeitest flexibler und unauffälliger.
- Kostengünstig: Weniger Equipment schont das Budget und senkt die Einstiegshürde.
• Nachteile:
- Geringere visuelle Qualität: Ein Smartphone stösst bei schwierigen Lichtverhältnissen oder bestimmten Gestaltungswünschen schneller an Grenzen.
- Limitierte Soundqualität: Wer kein passendes Mikrofon hat, riskiert schlechten Ton.
- Weniger Optionen in der Postproduktion: Manche Effekte und Look-Anpassungen setzen gutes Ausgangsmaterial voraus, das du nur mit ordentlicher Kamera und passendem Licht erzeugen kannst.
- Gerade im Berufsumfeld ist nicht der Preis des Equipments das entscheidende sondern die Effektivität. Kann konsistent und zuverlässig Content produziert werden oder ist der Akku schnell leer oder umkonstantes Tageslicht lassen deine Videos mal so mal anders aussehen? Nicht ideal für einen professionellen Auftritt.
Beispiel eines Social Media Videos, das nur mit dem Smartphone gefilmt wurde.
Wann ergibt mehr Video-Equipment Sinn?
Nicht jedes Projekt lebt von Spontanität. Manche Produktionen – etwa aufwändige Imagefilme oder Werbespots – setzen explizit auf atemberaubende Bilder, Kinolook oder eine hochprofessionelle Ausleuchtung. Dafür benötigst du neben einer Kamera mit Wechselobjektiven oft zusätzliches Lichtequipment (Softboxen, Spots, Reflektoren) und entsprechendes Know-how, wie man damit umgeht. Hier gilt laut einem Artikel bei “Videoaktiv” (2022): “Wer mehr Technik einsetzt, muss sie auch beherrschen.” Denn nichts wirkt unprofessioneller als ein überladenes Set-up, das niemand so richtig bedienen kann und mehr Probleme verursacht als löst.
Die Idee steht im Mittelpunkt
Letztlich ist das Equipment nur ein Werkzeug, um deine Idee zu realisieren und die richtige Stimmung zu erzeugen. Selbst eine High-End-Kamera hilft wenig, wenn die Story, das Konzept oder die Botschaft nicht durchdacht sind. Menschen schauen Videos, um informiert oder unterhalten zu werden. Wie gut dieser Zweck erfüllt wird, hängt nicht allein von der Technik ab, sondern von der Kreativität und Authentizität, mit der du deinen Inhalt präsentierst. Entsprechend ist die Vorbereitung oft wichtiger als die Technik.
Manche erfolgreichen Formate leben gerade von ihrem improvisierten Charme. Wenige Schnitte, kein grösserer Beleuchtungsaufwand und trotzdem Millionen Klicks. Andere Kanäle glänzen mit aufwändig produzierten Bildstrecken und grossem Team im Hintergrund – auch das kann funktionieren. Am Ende zählt, dass du dich nicht von der Technik überwältigen lässt. Nutze sie, um deine Botschaft zu unterstreichen, nicht um dich dahinter zu verstecken.
Andreas zeigt in diesem Video welches LED Filmlicht-Equipment bei VideoPhotoWorkers.ch vermietet wird und was die Unterschiede sind.
Next Level
10 Ausrüstungs-Highlights für professionellere Videos
Du hast bereits die Grundausstattung, möchtest aber dein Videolevel anheben? Hier sind zehn Equipment-Objekte, mit denen du deine Produktionen spürbar aufwerten kannst – und warum sie helfen:
1. Gimbal
Ein motorisierter Kamera- oder Smartphone-Stabilisator sorgt für ruhige, verwacklungsfreie Bilder – ideal für dynamische Szenen oder Vlogs in Bewegung.
2. Externe Audiorekorder
Wenn du getrennt vom Kamerasignal Ton in hoher Qualität aufnimmst, kannst du ihn in der Postproduktion perfekt abmischen und so ein professionelleres Gesamtbild schaffen.
3. Shotgun-Mikrofon
Besonders bei Interviews oder außenliegenden Aufnahmen ist ein Richtmikrofon nützlich, um Umgebungsgeräusche zu reduzieren und die Stimme klar einzufangen.
4. LED-Videolicht mit einstellbarer Farbtemperatur
So kannst du dein Motiv gezielt in Szene setzen und die Lichtstimmung anpassen – perfekt für alle, die konsistente Farben und eine professionelle Ausleuchtung wollen. Zum Thema Licht und Beleuchtung für gute Videos, haben wir auch noch ein Beitrag erstellt, der dir zeigt, welche Beleuchtungstipps du dir für professionelle Videos zu Herzen nehmen solltest.
5. Softboxen oder Diffusoren
Hartes Licht sorgt schnell für unvorteilhafte Schatten. Mit Softboxen und Diffusoren erreichst du weichere Übergänge und ein angenehmes Hautbild bei Personenaufnahmen. Alternativ kannst du stärkere Lichtquellen auch indirekt einsetzen, um einen weicheren Look zu erzielen.
6. Klapphintergrund, breiter Fotokarton ab der Rolle oder Greenscreen
Gerade für Produkt- oder Erklärvideos ermöglicht ein sauberer Hintergrund mehr Fokus auf das Wesentliche. Mit Greenscreen kannst du Hintergründe digital austauschen.
7. Reflektoren
Kleine Helfer, um das Licht zum Motiv zurückzuwerfen und dunkle Stellen aufzuhellen. Ideal für draußen-Drehs oder wenn du nicht viel Kunstlicht hast.
8. Zoom-Objektiv oder Wechselobjektive
Wer mit digitalen Systemkameras arbeitet, kann durch verschiedene Brennweiten (Objektive) kreativere Bildkompositionen umsetzen und die visuelle Qualität erhöhen.
9. Fernauslöser oder Funkstrecke
Wenn du dich selbst filmst oder ein Team hast, erleichtert ein Fernauslöser die Aufnahme. Eine Funkstrecke für Mikrofone vermeidet Kabelsalat und Störgeräusche.
10. Stabiles Kamerastativ
Ein hochwertiges Dreibein-Stativ mit Fluidkopf ermöglicht gleichmäßige Schwenks und eine zuverlässige Kameraführung – wichtig für professionelle Bewegungen. Zudem steht deine Kamera nicht nur sicherer gegen das Wackeln sondern das solide Stativ verhindert auch eher, dass alles umkippt und deine Kamera beschädigt wird Das ist besonders ärgerlich wenn man mitten in der Videoproduktion steckt.
Jedes dieser Tools nimmt dir zwar etwas Spontanität, erhöht aber den Produktionswert deiner Videos. Wenn du gezielt mehr Professionalität ausstrahlen willst – zum Beispiel für Imagefilme, anspruchsvolle Produktpräsentationen oder seriell produzierte Formate – kann sich diese Investition schnell lohnen.
Nützliches Zubehör für die fortgeschrittene Videoproduktion kann auch gemietet werden.
Fazit
Ein spannendes Video steht und fällt mit dem Inhalt – die technische Ausstattung unterstützt nur dessen Wirkung. Dabei setzt das Equipment das Niveau der Produktionsqualität, das zu deinem Auftritt oder deiner Marke passen sollte. Ein High-Tech-Unternehmen kann von hochauflösenden Kameras und perfektem Licht profitieren, während ein trendiges Lokal in der Innenstadt gerade durch schnellen, spontanen Smartphone-Content überzeugt.
Man muss sich bewusst sein, für welches Publikum und welche Kanäle man Videos erstellt. Wie ist die Aufmerksamkeitsspanne beim Zielpublikum? Wie viel Spontanität oder Klasse braucht mein Inhalt um die richtige Wirkung zu erzielen?
Entscheidend ist stets, dass du dich wohlfühlst und weisst, wie du die eingesetzten Tools handhabst. High-End-Geräte bringen wenig, wenn sie das Filmen kompliziert machen. Finde also dein persönliches Gleichgewicht: Wähle nur so viel Equipment, wie dein Video wirklich braucht – und lass deiner Kreativität freien Lauf. Am Ende zählt nämlich nur eins: Ob deine Idee beim Publikum ankommt und du deine Botschaft erfolgreich vermitteln kannst.
Checklisten: Survival Kit für einfache Videoproduktionen
1. Firmenpodcast und Produktpräsentationen
- Planung: Fragen notieren, Struktur überlegen, um beim Filmen nichts zu vergessen was wichtig ist für dein fertiges Video
- Kamera: Smartphone oder Einsteiger-Systemkamera
- Mikrofon: Externes Ansteckmikro (z. B. Lavalier) oder USB-Mikro für klare Sprachaufnahmen
- Stativ: Tischstativ oder einfaches Dreibein
- Licht: Schreibtischlampe mit Softboxaufsatz oder preiswerte LED-Panel-Lösung
- Hintergrund: Ordentlicher, neutraler Hintergrund (ggf. Roll-up oder Logo-Wand)
- Software: Einfache Schnittsoftware und Präsentationstools (z. B. PowerPoint, Google Slides)
2. Erklärvideos für dein Unternehmen
- Tonaufnahme: Gutes Headset oder Lavalier-Mikrofon für Bildschirmaufnahmen oder bei realen Erklärfilmen eine Funkstrecke vom Lav-Mic zur Kamera.
- Bildschirmaufnahme-Software: Programme wie OBS Studio, Camtasia oder Loom
- Beleuchtung: Für animierte Clips nicht zwingend nötig, bei On-Camera-Parts einfache Softboxen oder Ringleuchte
- Grafiktools: Canva für Grafiken, ggf. ein Whiteboard-Tool oder Tablet-Software (z. B. Procreate oder Concepts)
- Video-Editor: Eine Software, die Layers und ggf. Animationen unterstützt (z. B. Adobe Premiere Pro, DaVinci Resolve)
3. Social Media Content
- Smartphone: Möglichst aktuelles Modell mit guter Kamera und Mikrofonqualität, genug Speicherkapazität.
- Gimbal oder Selfie-Stick: Zur Bildstabilisierung oder flexiblen Aufnahmeposition
- Externe Mikrofonlösung: Kleines Shotgun-Mikro oder Lavalier für bessere Tonqualität
- Licht: Entweder natürliches Tageslicht nutzen oder kleine LED-Leuchten, die in die Tasche passen
- Apps: Schnelle Schnitt- oder Posting-Apps (z. B. InShot, CapCut, Instagram Reels)
- Planung: Content-Ideen vorskizzieren, um auch unterwegs spontan und trotzdem strukturiert drehen zu können
Quellen:
- Videomaker: “Beginner’s Gear Essentials” – videomaker.com
- Videoaktiv: “Grundlegendes Equipment für Einsteiger” – videoaktiv.de
- VideoPhotoWorkers: Equipment und Studiomiete