Die Kunst des Storytellings in der kommerziellen Fotografie

Wie man Markenbotschaften visuell erzählt:
Jedes grossartige Foto beginnt mit einer Vision. Aber wie verwandelst du diese Vision in eine Geschichte, die fesselt?

In der Welt der kommerziellen Fotografie geht es längst nicht mehr nur darum, Produkte abzulichten und einfache Fotos zu kreieren. Es geht darum, Emotionen zu wecken, Neugier zu entfachen und Markenidentitäten visuell erlebbar zu machen. Genau hier kommt Storytelling ins Spiel: die Kunst, mit Bildern eine Erzählung zu schaffen, die im Gedächtnis bleibt und genau das kann man nicht nur mit Videos schaffen, sondern auch mit traditionellen Fotos.

Warum Storytelling?

Fangen wir mit einer einfachen Frage an: Warum lieben Menschen Geschichten? Ganz einfach: Sie machen Dinge interessant und einprägsam. Unser Gehirn erinnert sich nicht an die zehnte PowerPoint-Präsentation des Tages, die uns mit Informationen geflutet hat, aber es erinnert sich an die Geschichte über den Typen, der seinen Laptop in der Sahara verloren hat und trotzdem eine wichtige Deadline eingehalten hat. Geschichten bewegen uns, wecken Emotionen und – das ist entscheidend – sie verkaufen Produkte. Und genau diese erzählten Geschichten, wecken Emotionen, die unser Gehirn besser verarbeiten kann und einprägsamer sind.

Ein Beispiel: Eine kleine Kaffeerösterei hatte die Idee, eine neue, besonders nachhaltige Kaffeebohne auf den Markt zu bringen. Statt die Bohne einfach nur auf einem Tisch zu fotografieren und ein weiteres Stockbild zu erstellen, kam die Frage auf: „Welche Geschichte steckt eigentlich hinter diesem Kaffee?“ Das führte zu einer Bildserie, die zeigte, wie die Bohne von der Ernte bis zur dampfenden Tasse in einer städtischen Küche ihren Weg macht. Die Bilder wirken ehrlich und nachvollziehbar, und das Produkt kam bei den Kunden richtig gut an. Hierfür braucht es dann kaum zusätzliches Marketing, die Geschichte und die Bilder selbst vermarken sich.

Eine Checkliste für visuelles Storytelling

Für alle, die nicht von Natur aus Meister des Storytellings sind, hier eine praktische Checkliste:

  1. Zielgruppe definieren: Wen möchtest du ansprechen? „Alle“ ist keine Zielgruppe.
  2. Emotionen ansprechen: Welche Gefühle soll dein Bild hervorrufen? Freude, Nostalgie, Abenteuerlust?
  3. Eine Geschichte entwickeln: Denke über Anfang, Mitte und Ende nach. Auch ein Bild kann eine Dramaturgie haben.
  4. Authentizität über Perfektion stellen: Ein echter Moment wirkt oft mehr als ein zu glattgebügeltes Studiofoto.
  5. Farben und Komposition gezielt einsetzen: Welche Farben passen zu deiner Marke, und wie führen sie das Auge des Betrachters?

Oder, wie ein erfahrener Fotograf es ausdrückte: „Wenn dein Bild nicht wenigstens einen Menschen zum Weinen bringt, hast du die Geschichte noch nicht richtig verstanden.“ (Wir sind uns nicht sicher, ob das ernst gemeint war.)

Die grosse Herausforderung: Authentizität vs. Inszenierung

Ein grosses Problem im kommerziellen Storytelling ist der Balanceakt zwischen Authentizität und Inszenierung. Kunden wollen oft alles kontrollieren: das Lächeln des Models, den Winkel des Lichts und sogar die Position des kleinsten Kaffeespritzers. Aber echte Geschichten sind chaotisch. Sie sind unperfekt. Und genau das macht sie glaubwürdig.

Ein Auftrag für eine Outdoor-Marke verdeutlicht dies: Der Kunde wollte ein Model mit einem perfekten Zelt, perfektem Haar und perfektem Lächeln in der Wildnis zeigen. Stattdessen wurde vorgeschlagen, das Model durch Schlamm kriechen und einen echten Rucksack tragen zu lassen. „Wenn das Model nicht schwitzt, glaubt niemand, dass es wirklich in der Natur war,“ lautete das Argument. Das Ergebnis war eine überzeugende Kampagne – und ein Model, das wohl nie wieder ähnliche Aufträge annehmen wird. 🙂

Zitate aus der Praxis

Hier einige inspirierende Zitate bekannter Persönlichkeiten aus der Fotografie und dem Storytelling:

  • Steve McCurry, weltbekannter Fotograf:
    „A picture can express a thousand words, but it can also tell a story in a single glance.“ (frei zusammengefasst)
    (Ein Bild kann tausend Worte ausdrücken, aber auch eine Geschichte in einem einzigen Blick erzählen.)
  • Ansel Adams, Landschaftsfotograf:
    „You don’t take a photograph, you make it.“
    (Du machst kein Foto, du kreierst es.)
  • David Campbell, Experte für visuelles Storytelling:
    „Storytelling is not just about narrative. It’s about creating a connection.“ (sinngemäss)
    (Storytelling dreht sich nicht nur um Erzählungen. Es geht darum, eine Verbindung herzustellen.)
  • Dorothea Lange, Dokumentarfotografin:
    „Photography takes an instant out of time, altering life by holding it still.“
    (Fotografie nimmt einen Moment aus der Zeit heraus und verändert das Leben, indem sie es stillhält.)

Tipps für humorvolles Storytelling

Humor ist eine wunderbare Methode, um sich von der Masse abzuheben. Aber Vorsicht: Humor kann leicht nach hinten losgehen. Hier einige Tipps:

  1. Kenne deine Zielgruppe: Was für die einen lustig ist, ist für andere beleidigend.
  2. Bleib subtil: Ein kleiner Witz im Hintergrund wirkt oft besser als ein grosser Clown in der Mitte.
  3. Kontext ist alles: Was in sozialen Medien funktioniert, wirkt in einem Katalog oft deplaziert.
  4. Testen, testen, testen: Zeige deine Ideen Freunden, Kollegen oder – wenn du mutig bist – deinen Eltern.

Ein Beispiel: Für eine Zahnpastamarke wurde eine Szene inszeniert, in der ein Mann mit strahlenden Zähnen ein Seil aus Karotten zerschnitt. Das Bild war ein Hit – obwohl einige Zuschauer dachten, es sei eine Werbung für Karotten.

Die moralische Komponente

In einer Welt, in der Marken für Authentizität und ethisches Handeln gelobt (oder kritisiert) werden, ist es wichtig, ehrlich zu bleiben. Storytelling darf nie zur Manipulation werden. Wenn du eine Geschichte erzählst, die nicht wahr ist, machst du dich angreifbar. Und niemand kauft ein Produkt von jemandem, dem er nicht vertraut.

Du kannst dein Image nicht auf Lügen aufbauen. Nicht mehr. Nicht heute.

Fazit: Erzähle deine Geschichte

Schlussendlich ist Storytelling keine Kunstform. Jeder kann Geschichten erzählen – auch in der Fotografie. Es geht darum, mutig zu sein, echte Emotionen zu zeigen und manchmal auch gegen den Strom zu schwimmen.

Oder, wie es so schön heisst: „Ein gutes Foto zeigt ein Produkt. Ein grossartiges Foto zeigt eine Idee. Aber ein unvergessliches Foto besticht durch eine interessante Geschichte.“

Was in diesem Artikel eher zweitranging behandelt wurde, ist die strategische Aufbereitung der Fotografie und die machtvolle Bildbearbeitung im Nachhinein. WIr möchten dir hiermit einfach aufzeigen, dass man mit einem guten Konzept sprich einer guten Geschichte und Storyline schon die beste Grundlage geschaffen hat. Wenn du dich dann noch etwas in der Bildbearbeitung auskennst, umso besser. Aber keine Bildbearbeitung kann Emotionen und eine Geschichte bei einem Bild ergänzen.

Wenn du noch weitere Infos zu Fotografie und Videografie haben möchtest: Wirf einen Blick in unseren Blog.