Du hast 17 Tabs offen. “Geschenk für Papa, der alles hat”, “originell aber nicht cringe”, “unter 50 Franken, aber nicht billig wirkend”. Dein Kaffee ist kalt, dein Kopf auch, und irgendwo im Hintergrund dudelt “Last Christmas”, als würd dir das Internet extra Druck machen. Dabei wolltest du doch eigentlich nur zeigen: Hey, ich hab dich gern.
Und genau da fängts an. Dieses “ich hab dich gern” ist ja eigentlich der ganze Zauber. Nur hat sich der Zauber irgendwo zwischen Expressversand, Wunschliste und “gratis Geschenkpapier ab 80 Franken” manchmal ein bisschen verlaufen.
Warum wir überhaupt schenken
Weisst du, Schenken ist selten nur Schenken. Es ist so ein kleiner, verpackter Satz. Manchmal steht drauf: “Du gehörst zu mir.” Manchmal: “Ich hab dich nicht vergessen.” Manchmal auch: “Sorry wegen letztens.” Und ja, manchmal steht auch drauf: “Bitte sag nachher allen, wie toll ich bin.” Menschen sind kreativ. Auch in ihren Motiven.
An Weihnachten wird das besonders laut. Da ist Schenken nicht einfach eine Handlung, sondern für viele ein Ritual. Wie Raclette: Du kannst nicht einfach den Käse weglassen, ohne dass jemand komisch schaut. Du kannst höchstens die Zutaten anpassen.
Und dann gibt es diese drei Arten von Geschenken, die man sofort spürt – auch wenn man noch nicht mal das Papier abgerissen hat.
Die erste Sorte ist: “Ich musste halt was kaufen.” Das fühlt sich an wie ein Gutschein für Migros oder Coop, den man an der Kasse mitnimmt, weil man eh schon da steht. Nicht böse gemeint. Eher… neutral. So wie lauwarmes Mineralwasser ohne Kohlensäure.
Die zweite Sorte ist: “Ich hab dich gesehen, als ich das gefunden habe.” Das ist dieser Moment, wenn du etwas auspackst und sofort denkst: Ah! Du! Du hast wirklich an mich gedacht. Da steht nicht nur ein Produkt, da steht ein Gedanke. Und plötzlich ist es gar nicht mehr so wichtig, ob das 19.90 oder 299 Franken gekostet hat.
Und die dritte Sorte ist die Königsklasse: “Ich kenne dich wirklich.” Das sind Geschenke, die fast ein bisschen unheimlich sind, weil sie dich so treffsicher erwischen. Als hätte jemand dein inneres Tagebuch kurz ausgeliehen, aber auf die nette Art.
Jetzt mal ehrlich: Wir tun gern so, als wären wir über “Materialismus” hinweg. Aber wenn du am 24. Dezember ein Päckli aufmachst und es ist genau das Ding, das du dir heimlich gewünscht hast, macht dein Gehirn trotzdem kurz Konfetti.
Praktische Geschenke sind überhaupt unterschätzt. Socken? Ja, klar. Aber weisst du, wer Socken wirklich feiert? Menschen, die morgens im Halbschlaf merken: Oh. Keine Löcher. Heute wird ein guter Tag.
Dann gibt’s die symbolischen Sachen. Ein Brief. Ein Foto. Etwas Selbstgemachtes, das vielleicht nicht perfekt ist, aber genau deswegen warm wirkt. Wie ein Guetzli, das nicht perfekt geformt ist, aber nach Zuhause schmeckt. Symbolische Geschenke sind wie kleine Zeitkapseln. Du packst sie aus – und zack, bist du in einem Gefühl.
Und dann, ja dann kommt die Luxus-Abteilung. Teure Geschenke sind speziell. Die können pure Freude sein – oder eine Art emotionaler Leistungsnachweis. Manchmal schenken wir teuer, weil wir lieben. Manchmal, weil wir etwas gutmachen wollen. Manchmal, weil wir hoffen, dass das Geschenk eine Lücke schliesst, die eigentlich nicht mit Dingen zu schliessen ist. Und manchmal, wenn wir ganz ehrlich sind, weil wir wollen, dass es beeindruckt.
Last-Minute-Geschenke sind wieder eine ganz eigene Kategorie. Die Tankstellen-Schoggi um 21:30. Das Duschgel-Set, das aussieht, als hätte es ein trauriger Praktikant zusammengestellt. Und trotzdem: Auch das kann liebevoll sein. Nicht alles, was spät kommt, kommt ohne Herz.
Die besten Geschenke? Oft die, die nur zwischen euch funktionieren. Inside-Joke-Geschenke. Ein Buch, weil ihr mal zusammen über genau dieses Thema gelacht habt. Ein hässliches Mini-Ding, das niemand versteht, ausser ihr zwei. Das ist eigentlich kein Objekt. Das ist eine gemeinsame Geschichte, die man anfassen kann.
Materielle Geschenke: schön, aber manchmal hohl
Und jetzt kommt der Teil, wo man schnell in dieses “Konsum ist böse”-Ding rutschen könnte. Aber nein. Es ist komplizierter. Dinge können hohl sein, ja. Vor allem, wenn du schon genug hast. Wenn deine Schubladen schon voll sind und du beim Auspacken eher denkst: Wo soll ich das jetzt noch hintun?
Dieser Druck, immer etwas zu finden, immer zu liefern, immer zu toppen… der macht müde. Und Weihnachten ist manchmal wie ein grosses Schaufenster: Wer hat wem was geschenkt? Wer war kreativ? Wer hat sich Mühe gegeben? Wer hat “nur” einen Gutschein?
Und Social Media macht’s nicht besser. Da glitzert dann alles so hübsch, dass du fast vergisst: Hinter den Fotos gibts oft genau die gleichen 17 Tabs, den gleichen kalten Kaffee und das gleiche “Hilfe, ich muss noch was für Onkel Ruedi”.
Immaterielle Geschenke: Zeit, Erlebnisse und echte Aufmerksamkeit
Vielleicht tut es gut, ab und zu daran zu erinnern: Schenken war nicht immer so. Früher war’s knapper. Praktischer. Kleiner Kreis. Ein oranges Netzli Mandarinen war schon ein Ding. Heute ist alles verfügbar. Du könntest theoretisch spät abends einen Rüeblischäler bestellen und sie wäre morgen da. Und genau das ist der Haken: Wenn alles möglich ist, wird “genug” plötzlich schwer.
Darum verschiebt sich bei vielen etwas. Weg vom Zeug, hin zu… Zeit. Erlebnissen. Aufmerksamkeit.
Ein Erlebnisgeschenk kann so unspektakulär sein, dass es nicht mal auf Instagram performt – und trotzdem bleibt es. Ein Abendessen, bei dem niemand aufs Handy schaut. Ein Spaziergang, obwohl es kalt ist. Ein Konzert, bei dem ihr danach noch draussen steht, weil ihr noch nicht nach Hause wollt.
Und wenn du etwas schenken willst, das sich nach “gemeinsam” anfühlt: Fotoshooting-Geschenkgutscheine und Wertgutscheine sind dafür eine gute Idee. Da gibts private Shooting-Erlebnisse (für verschiedene Arten von Shootings: zum Beispiel Familien, Paare, Kinder, ect.) – und auch flexible Wertgutscheine, wenn du lieber Freiraum statt Vorgaben schenkst. Resultat: Gemeinsame Vorbereitung, gemeinsames Erlebnis, gemeinsames Streiten um die beste Bildauswahl und natürlich die gemeinsame Erinnerung. Immer wieder aufgefrischt durch das Familienbild an der Wand (oder ein anderes Motiv, z.B. fürs Schlafzimmer?).
Du kannst die Fotos aus dem Fotoshooting auch für dein nächstes Weihnachtsgeschenk wiederverwenden. Zum Beispiel indem du ein schönes Fotobuch für die Familie gestaltest oder die Bilder anderweitig für ein individualisiertes Geschenk einsetzt.
Hilfe schenken ist auch so ein Ding: “Ich komme am Samstag vorbei und wir machen das zusammen.” Das ist kein Päckli, aber es ist ein Statement.
Ich erinnere mich an ein Geschenk, das völlig daneben ging. Ich wollte mal mega originell sein und hab jemandem ein “cooles” Design-Objekt geschenkt. Sah aus wie Kunst, kostete auch so. Die Person hat’s ausgepackt, kurz gelächelt und dann – ohne böse Absicht – gesagt: “Oh… spannend. Was macht man damit?” Autsch.
Dieses Ding stand dann monatelang rum wie ein Mahnmal meiner Kreativität. Und weisst du was? Jahre später lachen wir immer noch darüber. Das Geschenk war nicht gut. Aber die Erinnerung daran? Ein kleines Goldstück.
Und dann gibts Kulturen, die dich auf eine schöne Art erden. In Japan zum Beispiel sind Omiyage – Mitbringsel – eine richtige soziale Geste. Du reist irgendwohin, und du kommst nicht einfach zurück, sondern bringst etwas Kleines mit. Oft essbar, oft für mehrere, oft nicht teuer. Es geht weniger um “wow, was für ein krasses Geschenk”, und mehr um: “Ich war weg, aber ich hab an dich gedacht. Du bist Teil meines Kreises.”
Vielleicht ist das der Punkt: Geschenke sind am schönsten, wenn sie Beziehung sind. Nicht Wettbewerb. Nicht Pflicht. Nicht Beweisführung.
Vielleicht brauchst du also gar nicht Tab Nummer 18 aus deinem Internet-Geschenk-Suche-Trip. Vielleicht brauchst du nur einen kleinen Moment, wo du kurz stoppst und dich fragst: Was will ich eigentlich wirklich sagen?
“Hey, ich hab dich gern.”
Wenn das im Geschenk drin ist, ist der Rest fast schon Verpackung. Und die darf ruhig auch mal schief sein. Wie das Leben. Du weisst schon.
Fröhliche Weihnachtszeit, fröhliches Schenken mit Herz!