Das perfekte Audio
Ohne klaren Ton wirkt selbst der beste Film unprofessionell. In diesem Blogartikel erhältst du erste praxisnahe Tipps zur Mikrofon-Platzierung, Vermeidung von Störgeräuschen und strategischen Einsatz unterschiedlicher Technik. Egal ob Einsteiger, Fortgeschrittener oder Profi – ich habe für dich und dein Team Checklisten, Produktempfehlungen und Strategien, die dein Audio-Game auf das nächste Level heben. Für deine Videoproduktion: Ob Eventvideo, Branding oder Imagefilm, mit klarem Sound wirst du deine Kunden am besten erreichen.
1. Einsteiger: Fundament schaffen
Checkliste
- Störquellen minimieren: Fernseher, Kühlschrank und Co. vor der Aufnahme des Videos ausschalten.
- Mikrofonabstand: 15–30 cm zum Sprecher, leicht seitlich, um Pop-/Plosivlaute zu reduzieren.
- Raumwahl: Möglichst weicher Boden und textilbezogene Wände (z. B. Vorhänge oder Teppich) um Schall zu schlucken.
- Kabelverlegung: XLR- und Stromkabel nicht parallel zu Stromleitungen führen, um Brummen zu vermeiden.
- Testaufnahme: Kurz aufzeichnen und mithilfe von Kopfhörern abhören.
Empfohlene Mics
- Rode VideoMic GO II (Shotgun, Plug & Play) – Universell, ideal für DSLR.
- BOYA BY-M1 Lavalier (Anstecker, omnidirektional) – Perfekt für Interviews und Social Media. Anstecken z.B. wie auf dem folgenden Bild
Schnelle Tipps
- Brummen vermeiden: Alle Endgeräte an dieselbe Steckdose hängen, um Masseprobleme zu umgehen.
- Windschutz: Zuerst Schaumstoff-Windscreen gegen Windrauschen, bei Aussenaufnahmen zusätzlich Fell-Windschutz nutzen.

2. Fortgeschrittene: Flexibilität & Klangqualität
Ok, du beherrscht die Basics und willst nun mehr zur Filmproduktion erfahren? Beachte folgende Punkte:
- Dual-System Audio: Kombiniere beim produzieren von Videos die Lavalier- und Shotgun-Spur: Lavalier für gleichbleibenden Pegel, Shotgun für räumliche Tiefe – in der Post wählst du das sauberste Signal. Parallel in Kamera (z.B. mit Funk-Mic Rode Wireless Go II oder Pro) und gleichzeitig externem Recorder aufzeichnen, um Pegelverluste abzusichern (Backup). Das Wireless Pro kann auch intern 32bit Float aufzeichnen.
- Lose Gegenstände: Kabelbinder einsetzen, um Klappergeräusche zu eliminieren.
- Pegelmonitoring: Gain so einstellen, dass Spitzen bei –6 dB liegen.
Empfohlene Mics & Zubehör
- Rode NTG4+ (Shotgun) – Ideal für präzise Richtaufnahmen.
- SE Reflexion Filter Pro – Kompaktes Panel für akustische Kontrolle.
Strategien bei Wind & Echo
- Wind: Erst Schaumstoff-Windscreen, dann Fell-Windschutz.
- Echo im Raum: Mobile Akustik-Panels oder Möbel als Diffusoren nutzen.
- Multi-Direction-Setup: Zwei Shotguns aufeinander gerichtet + Lavalier unter Hemdkragen als Backup.
Weitere Tipps die dir helfen dein Audio auf ein besseres Level zu kriegen
- Verwende Shock-Mounts und Spinnenhalterungen, um Körperschall und Vibrationen von Stativen oder Kameras zu dämpfen.
- Schalte bei Sprachaufnahmen einen Low-Cut/High-Pass-Filter unter 80 Hz ein, um Trittschall und tieffrequentes Rauschen zu eliminieren.
- Nutze den -10 dB-Pad an Recorder oder Mischpult bei lauten Umgebungsgeräuschen und pegle das Signal so, dass Spitzen bei etwa −6 dB liegen.
- Nimm immer 1–2 Minuten Raumton (Room Tone) auf, um in der Postproduktion Schnitte nahtlos mit einem konsistenten Geräuschteppich zu versehen.
- Setze einen Kopfhörerverstärker (z. B. Behringer HA400) ein, damit in der Zusammenarbeit Regie, Kamera und Interviewer parallel mitschneiden können, ohne das Signal zu beeinflussen.
- Nutze kurze, robuste XLR-Kabel mit Knickschutz und vergoldeten Kontakten statt billiger 3,5-mm-Leitungen, die zu Wackelkontakten neigen.
- Achte bei Bust-Shots darauf, dass deine Kopfhörer nicht am Körper reiben – Winkel und Polsterung beeinflussen die Wahrnehmung der Höhen.
- Verwende stabile Sample-Rates (44,1 kHz oder 48 kHz).
- Nutze am Recorder oder in der Software einen leichten Shelving-EQ (+2 dB bei 8 kHz), um Sprache heller und präsenter zu machen.
- Stimme dich mit dem Kameramann und dem Team ab, um störende Schatten oder Reflektionen durch Mikrofongriffe im Bild zu vermeiden.

3. Profis: Studio- und Feldaufnahmen meistern
Checkliste
- Timecode-Sync: Alle Geräte über Timecode verbinden, um Multi-Cam-Audio perfekt abzugleichen.
- Funkstrecken: Digitale Systeme mit AES-Verschlüsselung wählen, um Interferenzen zu minimieren.
- Ambiance-Layer: Umgebung mit einem zweiten Recorder und weichem Stereo-Mikrofon (z. B. XY-Stereo) aufnehmen.
Empfohlene Profi-Tools
- Sennheiser MKH 416 – der Klassiker der Shotgun-Mikrofone, Broadcast-Qualität.
- Zoom und Sound Devices Field Recorder – Multi-Track-Recorder, 32 Bit Float.
Advanced-Strategien
- Granulares De-Noising: Mit iZotope RX Störgeräusche präzise entfernen. Diese Software ist sozusagen der Audio-Photoshop.
- Sound-Design: Atmos-Layer, FX und ADR separat anlegen und in der Mischung filtern.
- Platzierung: Lavalier nahe Gelenken (Kragen oder Brusttasche) für stabile Pegel, Shotgun knapp über Kamera und leicht seitlich.
Exkurs: Atmos, FX, ADR
1. Tracks trennen
- Atmos-Layer (Atmosphäre): Hintergrundklänge und Raumgeräusche (z. B. Umwelt-Ambiente, Verkehr).
- FX (Sound Effects): Gezielte Effekte wie Türknarren, Schritte oder Foley-Geräusche.
- ADR (Automated Dialogue Replacement): Im Studio nachträglich aufgenommene Dialoge, um On-Set-Audio zu ersetzen oder zu ergänzen.
2. Vorteile der Trennung
- Übersichtlichkeit: Du erkennst sofort, welche Spur welchen Zweck erfüllt.
- Individuelle Bearbeitung: Unterschiedliche EQ- und Dynamik-Settings für jede Gruppe möglich.
- Mix-Flexibilität: Lautstärke, Panorama und Effekte lassen sich gezielt steuern.
3. Filtern in der Mischung
Jede Gruppe erhält eigene EQ-Filter, um Platz im Frequenzspektrum zu schaffen:
- Atmos-Layer: Low-Cut bei ~80 Hz (Tiefbass entfernen), optional High-Cut ab ~12 kHz (scharfe Höhen zähmen).
- FX: Beispiel Schritte: Low-Cut bei 150 Hz, High-Cut bei 6 kHz, um Konflikte mit Dialog zu vermeiden.
- ADR / Dialog: Low-Cut bei 80–100 Hz (Luftdruck-Rumpeln entfernen), Boost +2–4 dB bei 2–5 kHz (Härte & Verständlichkeit).
Zusätzlich setzt du pro Gruppe Dynamikprozessoren (Kompressor, De-Esser) und Send-Effekte (Hall, Delay) ein, um jeder Schicht ihre räumliche Tiefe zu geben.
4. Praxisbeispiel
- Erstelle in deiner Session drei Ordner/Busse: „Dialog“, „FX“ und „Atmos“.
- Füge jedem Bus einen parametrischen EQ-Plugin hinzu:
- Dialog-Bus: High-Pass bei 100 Hz, +3 dB Boost bei 3 kHz.
- Atmos-Bus: Low-Cut bei 80 Hz, High-Cut ab 12 kHz.
- FX-Bus: Filtere je nach Effekt; leite über Sends für Hall und Delay.
- So gewährleistest du, dass jede Sound-Quelle ihren eigenen Platz behält und am Ende ein ausgewogenes Klangbild in deinem Film entsteht.
Fazit und Beratung
Klare Tonaufnahmen sind kein Hexenwerk, sondern das Ergebnis bewusst gewählter Mikrofontypen, richtiger Platzierung und technischer Tricks beim produzieren von Videos. Ob Einsteiger oder Profi – mit diesen Checklisten und Strategien holst du in der Videoproduktion das Maximum aus deinem Equipment heraus. So kannst du deine Kunden klar erreichen, dein Angebot und deine Referenzen zeigen oder den Kunden im Eventvideo oder Imagefilm mit auf die Reise nehmen. Bei der Videoproduktion geht es längst nicht mehr nur um Inhalt sondern auch um Qualität.
Video & Photoworkers.ch unterstützt dich praxisnah bei DIY-Produktionen oder liefert für Imagefilme passend zum Budget komplettes Sound-Design inklusive Tonaufnahme und finalem Mix. Selbst KI generierte Voice over auf Profiniveau sind heute kein Problem mehr.
Jetzt Kontakt aufnehmen und deine nächste Filmproduktion auch klanglich perfektionieren!